Gekürzte Fassung des Artikels „Inklusion im Freiwilligendienst wird im Deutschen Spielzeugmuseum Sonneberg Realität“ im Magazin Freiwilligendienste Kultur und Bildung der BKJ.
Es scheint, als hätte sich im Deutschen Spielzeugmuseum Sonneberg gefunden, was zusammengehört: Robin ist Autist und leistete dort einen Bundesfreiwilligendienst. Dabei konnte er viel über sich selbst lernen: wie er sich seinen perfekten Arbeitsplatz vorstellt, wo seine Stärken und Schwächen liegen und dass er, anders als bisher gedacht, eigentlich gut mit Menschen umgehen kann. Zudem war der Freiwilligendienst ein besonderer Gewinn für seine beruflichen Orientierung: Nach seinem Freiwilligendienst wurde Robin als angelernter Mitarbeiter des Museums unbefristet übernommen. Als nächsten Schritt strebt er eine Ausbildung im Spielzeugmuseum an.
Bevor er in seine Einsatzstelle in Sonneberg kam, gab es viele Situationen in seinem Leben, die sich für ihn schwierig gestalteten, er wusste aber nie so recht warum: Studium, Arbeit und die Maßnahmen des Jobcenters passten alle nie zu seinen Vorstellungen und überforderten ihn sensorisch. Erst nach der Diagnose Autismus hatte Robin eine Ahnung davon, warum er sich in vielen Situationen so unwohl fühlte.
Über eine Bekannte kam er auf die Möglichkeit, einen Bundesfreiwilligendienst im Deutschen Spielzeugmuseum zu machen. Dort war er in der Sammlung tätig und für die Digitalisierung der rund 100.000 Inventarkarten zu den Museumsobjekten zuständig. Hier durfte er in Ruhe arbeiten und seine Computerkenntnisse zur Anwendung bringen.
Mit dem Thema Autismus ist Robin von Beginn an offen im Kollegium umgegangen. Schon bei der Anmeldung für seinen Freiwilligendienst hat er die Einsatzstelle darauf hingewiesen. Glücklicherweise hatten die Mitarbeitenden keinerlei Vorbehalte und gingen sehr offen und neugierig auf ihren neuen Freiwilligen zu.
„Ich kann nur empfehlen, irgendeine Diagnose erst einmal hintenanzustellen und vorrangig den Menschen kennenzulernen,“ sagt seine Kollegin Manuela Müller, die als Sammlungsleiterin die Möglichkeit des Bundesfreiwilligendienstes im Spielzeugmuseum im Jahr 2020 initiiert hat. „Dabei kann man erfahren, wo Stärken liegen und an welcher Stelle man die Person ins Team und die Arbeitsprozesse einbinden kann. Es gibt eigentlich für jeden Typ Mensch eine Tätigkeit, die er oder sie lieben kann und das muss man auch unterstützen.“
Nach der Höchstdauer von 24 Monaten musste Robin seinen Freiwilligendienst beenden. Dank des Einsatzes der Museumsleitung wird Robin dem Spielzeugmuseum erhalten bleiben, denn sein Freiwilligendienst ging nahtlos in eine Festanstellung über: „Es fühlt sich ein bisschen komisch an, den Freiwilligendienst hinter mir zu lassen und praktisch sofort im Berufsleben zu stehen, aber gleichzeitig ist mir auch alles vertraut, und ich habe zum ersten Mal seit Ewigkeiten das Gefühl, genau da zu sein, wo ich hingehöre.“