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Wandgraffity einer Grupper unterscheidlicher Mesnschen vor einem Sternenhimmel
© Miles Peacock, Unsplash

Diversitätsdimensionen und Diskriminierung

Menschen sind verschieden. Wir alle sehen unterschiedlich aus, haben vielfältige Identitäten und sind in diversen Lebenswelten verortet. Diese Verschiedenartigkeit sollen die Begriffe Diversität oder Vielfalt zusammenfassen. Häufig werden sieben Kerndimensionen der Diversität genannt: ethnische und nationale Herkunft, Alter, soziale Herkunft, Geschlecht und geschlechtliche Identität, sexuelle Orientierung, körperliche und geistige Fähigkeiten sowie Religion und Weltanschauung. Diese sieben Diversitätsdimensionen werden zum Beispiel in der Charta der Vielfalt hervorgehoben. Eine vollständige Liste von Diversitätsdimensionen oder -kategorien gibt es allerdings nicht. Theoretisch gibt es endlos viele Kategorien und Eigenschaften, die uns unterscheiden oder verbinden können.

 

Wenn wir über Diversität reden, geht es nicht darum, Spaltungen in der Gesellschaft zu stärken. Vielmehr gilt es, Unterschiede wie Gemeinsamkeiten wertzuschätzen und ein besseres Miteinander basierend auf Chancengleichheit, Gleichstellung und Anerkennung anzustreben.

Träger und Zentralstellen berichten seit Jahren, dass die demographische Zusammensetzung ihrer Freiwilligen noch nicht die Diversität der Gesellschaft spiegelt. Insbesondere sind Menschen mit Behinderungen, Menschen ohne Abitur, Menschen mit Migrationshintergrund sowie Jungen und Männer  in den Freiwilligendiensten im Verhältnis zu ihrem Anteil in der Bevölkerung unterrepräsentiert . Um dies zu ändern, und um unterrepräsentierte Gruppen noch besser zu erreichen, braucht es Zielgruppenansprachen, die diesen verschiedenen Gruppen und ihren Bedürfnissen sowie Identitäten Rechnung tragen.

Organisationen und Einrichtungen der Freiwilligendienste können Diversität unter ihren Freiwilligen fördern, indem sie sich für Diversität und Diskriminierung sensibilisieren, Zugangsbarrieren in ihren Angeboten identifizieren und abbauen und eine möglichst diskriminierungsfreie Arbeit anstreben.

Weiterführende Literatur:

Charta der Vielfalt: Vielfaltsdimensionen
Die Charta der Vielfalt, die 2006 von Unternehmen der freien Wirtschaft mit Unterstützung der Bundesregierung initiiert wurde, erkennt sieben Kerndimensionen der Diversität (siehe oben). Auf ihrer Website sind weiterführende Informationen zu den jeweiligen Diversitätsdimensionen zu finden, zudem Links, Veranstaltungen und Erfolgsgeschichten.  

Eine Welt der Vielfalt: Diversity – Was ist das?
Der Bildungsträger „Eine Welt der Vielfalt“ führt auf seiner Website anschaulich und übersichtlich in die Themen Vielfalt und Diversität ein und bietet dazu Fortbildungen, Diversity-Trainings, Prozessbegleitung und Publikationen an.

Vielfalts-Mediathek (Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e. V. im Rahmen des Projektes „Demokratie leben!“)
Die Vielfalts-Mediathek stellt unterschiedliche Arbeits- und Lernmaterialien sowie Projekte für die diversitätsgerechte Bildungsarbeit zum kostenlosen Herunterladen bereit. Darunter insbesondere Unterrichtsmaterialien für die Reflektion zu Diskriminierung und Diversität sowie zur Förderung von Demokratie in einer vielfältigen Gesellschaft.

Praxismaterial Diversität: „Ich. Du. Wir.“
Die Handreichung „Praxismaterial Diversität „Ich. Du. Wir“ des Landesjugendrings Thüringen gibt pädagogischen Fachkräften in fünf Modulen konkrete Anregungen und Methoden für die Praxis an die Hand, um mit jungen Menschen (ab 14 Jahren) zum Thema Diversität, mit einem Fokus auf Identität und Selbstreflexion, Normen und Werte sowie die Rolle der Medien, zu arbeiten.

Diskriminierung und Benachteiligung

Diskriminierung bezeichnet die Benachteiligung oder Ungleichbehandlung einzelner Personen oder Gruppen, die aufgrund spezifischer Eigenschaften, Diversitätsmerkmale oder Gruppenzugehörigkeiten stattfindet. Diese Benachteiligung nimmt verschiedene Formen an und kann sowohl bewusst als auch unbewusst verursacht und aufrechterhalten werden.

Diskriminierung kann auf individueller Ebene stattfinden, zum Beispiel durch bewusste Belästigung, Gewalt, Ausgrenzung oder Verweigerung von Teilhabemöglichkeiten. In anderen Formen wirkt sich Diskriminierung durch strukturelle Mechanismen in der Gesellschaft aus. Strukturelle Diskriminierungsformen können die betroffenen Gruppen längerfristig über mehrere Generationen hinweg benachteiligen. Egal in welcher Form sie stattfindet, Diskriminierung ist immer ungerecht und kann massiven Schaden bei betroffenen Personen und Gruppen anrichten.

In Deutschland sind viele Formen von Diskriminierung durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verboten. Das AGG gibt vor, dass niemand im Arbeitsleben oder bei Alltagsgeschäften aus rassistischen Gründen sowie wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität benachteiligt werden darf. Über die Antidiskriminierungsstelle des Bundes können Fälle von Diskriminierung gemeldet und zahlreiche Informationen zur Antidiskriminierung und Diversität heruntergeladen werden. 

Auch die Freiwilligendienste sind nicht frei von Diskriminierung. Diskriminierung kann sowohl im Bewerbungsverfahren als auch in der Einsatzstelle oder in den Bildungsseminaren ggf. unbewusst stattfinden. Um Inklusion und Diversität in den Freiwilligendiensten zu fördern, müssen die Mechanismen von Diskriminierung und Benachteiligung verstanden werden. Es gilt, diese zu identifizieren und gezielt abzubauen. Wie dies im Einzelfall aussieht, ist unterschiedlich. Fortbildungen und Trainings-Angebote können ein guter Einstieg für die Sensibilisierung des eigenen Teams für Diversität und Diskriminierung sein.

Mehr lesen: 

BMFSFJ: Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz
Das Bundesfamilienministerium stellt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) und seine Ziele und Schwerpunkte vor.

Antidiskriminierungsstelle des Bundes: Was ist Diskriminierung?
Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes bietet durch Fragen und Antworten eine umfangreiche Einführung in das Thema Diskriminierung an. Dabei werden verschiedene Formen, Merkmale und Ebenen der Diskriminierung sowie die Aufgaben und Angebote der Antidiskriminierungsstelle des Bundes erläutert. Zudem gibt es Informationen zu den verschiedenen Diversitätsdimensionen, die mit dem Fokus auf Diskriminierung erläutert werden. Auf der Website sind sowohl die rechtlichen Grundlagen der Antidiskriminierungsstelle als auch Fachinformationen zu den jeweiligen Diversitätskategorien und Diskriminierungsformen zu finden.

Intersektionalität

 

Diversitätsmerkmale und -eigenschaften treten nie allein auf, sondern immer in Verbindung mit anderen Eigenschaften, mit denen sie sich überschneiden und ineinander verwoben sind. Zum Beispiel ist eine Frau nie „nur“ eine Frau, sondern ihre Identität und Lebenswelt werden ebenso durch ihre ethnische und soziale Herkunft, ihr Alter, ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten, ihre sexuelle Orientierung und ggf. ihre Religion und Weltanschauung geprägt. Das Überschneiden und Ineinanderwirken verschiedener Diversitätsdimensionen und ggf. Diskriminierungsformen wird Intersektionalitätgenannt.

Die Überschneidung von Diversitätsdimensionen und Diskriminierungsformen kann zu Mehrfachdiskriminierung führen und neue, komplexe Barrieren bilden. Dies hat zur Folge, dass Diversitätsdimensionen nicht getrennt voneinander berücksichtigt werden können. Vielmehr müssen Inklusion und Diversität ganzheitlich betrachtet und angegangen werden.

Ein Beispiel: Wenn Sie Angebote für Menschen mit Behinderungen gestalten, werden dann die Bedarfe von Menschen mit Behinderungen, die zusätzlich eine Migrationsgeschichte haben und ggf. wenig Deutsch sprechen, auch berücksichtigt? Wer diese intersektionalen Dimensionen mitdenkt, kann mehr Personen inkludieren und ihren vielfältigen Bedürfnissen besser gerecht werden.

Weitere Ressourcen und Literatur:

Antidiskriminierungsstelle des Bundes: Mehrdimensionale Diskriminierung
Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes erklärt die Kernaspekte der mehrdimensionalen Diskriminierung, bei der mehrere Diskriminierungsformen in komplexer Weise miteinander interagieren und sich überschneiden. Mehrdimensionale Diskriminierung wird auch intersektionale Diskriminierung genannt.

BMFSFJ: Demokratie leben! „Chancen intersektionaler Ansätze für die rassismuskritische und diskriminierungssensible Arbeit“
Dieser im Kontext des Bundesprogrammes „Demokratie leben“ entstandene Magazinbeitrag stellt die zentralen Merkmale der Intersektionalität sowie die Chancen ihrer Anwendung in verschiedenen Arbeitsfeldern vor. Im Beitrag wird auf weitere Materialien, Veranstaltungen und Arbeitshilfen für die intersektionale und diversitätskritische Bildungsarbeit verlinkt.

Intersektionale Pädagogik“, Migrationsrat Berlin-Brandenburg e. V. 2015.
In der Broschüre berichten Fachkräfte, die in der Kinder- und Jugendarbeit tätig sind, aus der Praxis. Themen sind z. B., wie sie mit dem Thema „Differenz“ konfrontiert sind und umgehen. Die Broschüre enthält Methoden, Interviews, Erklärungen und Erzählungen aus der Praxis.

Portal Intersektionalität, Bergische Universität Wuppertal.
Das Portal Intersektionalität bietet eine Forschungsplattform und ein Praxisforum für Intersektionalität mit umfangreichen Sammlungen von Literatur, Ressourcen, pädagogischen Methoden und Netzwerken von Trainer*innen und Expert*innen für intersektionale Bildungsarbeit

Institut Social Justice & Radical Diversity
Das Institut Social Justice & Radical Diversity wurde 2005 gegründet und bietet das „Social Justice und Diversity Training“ an, das auf den Konzepten der radikalen Vielfalt, Antidiskriminierung, Machtkritik und Systemischen Intersektionalität beruht. Eine Vorstellung des Trainingskonzeptes, eine Erklärung der Grundbegriffe des Social Justice und Diversity sowie eine Literatursammlung befinden sich auf der Website des Instituts.